
Der letzte Baustein, um das lange angekĂŒndigte Big Lift Dokument fertig zu stellen. Hier ging es darum, mit Tankwagen ein wenig mehr mit Ketten zu experimentieren, und zwar sowohl zum stabilisieren als auch um anzuheben. Die Bilderstrecke ist hier bei Flickr.
Tankwagen Big Lift from Irakli West on Vimeo.
Zusammenfassung:
Erproben von Ketten als Anschlagmittel fĂŒr AbstĂŒtzung und Hebesystem. Anheben in fĂŒnf Schritten: Erkundung, LKW sichern, PKW absenken bzw. sichern, LKW heben und Rettung. Gesamtzeit StĂ€rke 0/1: 40 Minuten. GeschĂ€tze Zeit bei 1/8: 10 Minuten nach Eintreffen bis zum Herausziehen des PKW. Hubhöhe LKW: ca. 40cm.
Die Lage und das Problem:
Hier haben wir einen Unfall, bei dem ein Tankwagen seitlich auf einem PKW zu liegen gekommen ist. Die Kammern sind leer, was logischerweise eine enorme Bedeutung fĂŒr Gewicht, aber auch Punktbelastung hat, und es laufen keine Betriebsstoffe aus.
Bei diesem ĂbungsgelĂ€nde in DĂ€nemark ist dies ĂŒbrigens eine âpermanenteâ Lage: Aus Arbeits-SicherheitsgrĂŒnden wurden sowohl auf der Unterseite als auch unter dem Aufbau des LKW StĂŒtzen angebracht.
Ziel ist, den Tankwagen möglichst schnell anzuheben um die darin eingeklemmten Insassen befreien zu können.
Das gröĂte Problem liegt auf der Hand: es ist bei dieser Form von Aufbau besonders schwierig, Ansatzpunkte sowohl fĂŒr das Anheben als auch fĂŒr das Stabilisieren zu finden.
Nachfolgend die âZutatenâ um diese Lage problemlos und schnell bewĂ€ltigen zu können. Alleine benötigt man ca. 30-40 Minuten, fĂŒr eine geĂŒbte Gruppe ist ein Zeitrahmen von 10-15 Minuten zu erwarten.

Die wichtigsten Elemente:
·        Zwei StĂŒtzen zum Stabilisieren, mit âMulti-Baseâ
·        Eine StĂŒtze mit hydraulischem Zylinder zum Heben
·        Drei Ketten (zulÀssige Last= 4 Tonnen)
·        Luft fĂŒr die StĂŒtzen (Druckminderer, Steuerorgan)
Die Vorgehensweise folgt dem fĂŒnf-Schritte-Prinzip.
Schritt 1: Erkundung
Beim Big Lift konzentrieren wir uns auf die Last und den Aufbau. Zu einer Erkundung gehören normalersweise Informationen ĂŒber Ladung, auslaufende Betriebsstoffe uvm.
ZunĂ€chst schĂ€tzen wir das Gewicht: Der Tankwagen hat drei Achsen, Richtwert ist somit 30 Tonnen zulĂ€ssiges Gesamtgewicht. Allerdings ist er leer (minus 15 Tonnen) und die verbleibenden 15 Tonnen sind an der Fahrzeugunterseite. Zudem liegt der LKW schrĂ€g, wir sprechen hier also von maximal 5 Tonnen StĂŒtzlast. Vermutlich sind es sogar deutlich weniger, aber wir wollen auf der sicheren Seite bleiben.
Als NĂ€chstes schauen wir nach Anschlagpunkte fĂŒr StĂŒtz- und Hebesystem. Problem bei runden Aufbauten, also insbesondere Tankwagen oder Betonmischer, sind die fehlenden direkten Aufnahmepunkte. Vorteil hingegen ist die StabilitĂ€t dieser Aufbauen â sie halten wesentlich mehr aus als Planen, Spriegel oder Alublech.
Schritt 2: Sicherung LKW
Der LKW wird ggf in allen sechs Richtungen (oben / unten, rechts / links und vorne / hinten) gesichert. In diesem Fall wĂ€re die LĂ€ngssicherung wichtig, beispielsweise mit Keilen, oder aber auch andere Mittel (Seilwinde etc.). Kritisch ist die Sicherung nach unten â der LKW darf sich auf gar keinen Fall weiter nach unten bewegen, und die Eingeklemmten Personen und vor Allem die RettungskrĂ€fte weiter gefĂ€hrden.
Somit werden als Erstes die SicherungsstĂŒtzen eingezogen. Hier kommen die Ketten sprichwörtlich zum tragen: die StĂŒtzen werden an den Aufbau angelehnt, die Ketten vom StĂŒtzenkopf an den LKW-Rahmen und zurĂŒck gezogen. Die Bodenplatten werden in diesem Fall mit Spanngurt an den LKW gezogen. Schnureisen oder ErdnĂ€gel wĂ€ren besser geeignet, allerdings ist das wie hier auf Betonboden nicht immer möglich. Wenn Spanngurte verwendet werden, dann so tief ansetzen wie möglich um ein SpĂ€teres Anheben nicht zu behindern.

Man sollte auch eine Punktbelastung des Tanks vermeiden, um ihn nicht zu beschĂ€digen oder gar zu punktieren. Als Kantenschutz eignet sich beispielsweise die mit Aramid (sprich: Kevlar) versehene Neoprenplatte, alternativ auch ein Hochdruck-Hebekissen. Hier sieht man ĂŒbrigens gut, warum sich die Beschaffung besonders robuster Kissen lohnt…
Schritt 3: Sicherung / Absenkung PKW
Nun werden der PKW ânach untenâ gezogen. HierfĂŒr verbindet man die RĂ€der mit einem Spanngurt. Meistens ist die Last des LKW bereits so groĂ, dass sie den PKW ganz an den Boden drĂŒckt, und die Spanngurte nicht automatisch den PKW absenken. Vorteil ist jedoch, dass der PKW im nĂ€chsten Schritt (LKW anheben) nicht ausfedert und mit nach oben geht â somit wĂ€re nichts gewonnen.

Im Gegensatz zum Unterfahrunfall mĂŒssen wir uns hier nicht um die LKW Achsen kĂŒmmern, wir gewinnen also etwas Zeit.
Schritt 4: Anheben LKW
Nun soll der LKW angehoben werden. Das Mittel der Wahl ist eine StĂŒtze mit Kette, plus 10 Tonnen Hydraulikheber.
Wir können hier, wie in einem Planspiel, auch die Alternativen in ErwĂ€gung ziehen und sie bewerten. Im Bereich der Hydraulik kommen eine Winde bzw. der Teleskopzylinder in Betracht. Mit etwas MĂŒhe â und unter UmstĂ€nden mit etwas Unterbau wĂ€ren diese anzubringen. GröĂtes Problem ist hier die Punktbelastung am Tank. Man mĂŒsste auf jeden Fall etwas Geeignetes finden um diese Punktlast zu verringern. Es böte sich Hartholz an, aber das wĂ€re schon ein wackeliges Konstrukt.
Weitere Alternative sind Hebekissen, sowohl Hochdruck als auch Niederdruck. Bei beiden mĂŒsste man etwas unterbauen (ND) oder sehr viel unterbauen (HD) – und dieser Unterbau stellt hohe Anforderungen an die Bedienmannschaft. Vorteile sind die geringe Punktbelastung â die Kissen wĂŒrden sich um den Aufbau wölben â und insbesondere, dass man beim Hebevorgang im Gegensatz zur Hydraulik von ausserhalb der Gefahrenzone arbeiten wĂŒrde. Die Niederdruck-Kissen sind wegen der wesentlich gröĂeren Hubhöhe vorzuziehen.
Die hier gewĂ€hlte Alternative ist die StĂŒtze mit Kette und Hydraulikzylinder. Das Ansetzen geschieht genauso wie die unter #2 beschriebene Methode fĂŒr die AbstĂŒtzung. Weil der Hub vertikal geschieht, wirken keine nennenswerten SeitkrĂ€fte auf die HubstĂŒtze, somit muss diese nicht zwingend fixiert werden (ErdnĂ€gel / Spanngurt).
Wichtig ist auch hier die Lastverteilung, ich habe ein Paar Schnureisen eingezogen, um eine weitere Variante aufzuzeigen.
Der Hubvorgang ist recht schnell erledigt. Hier sieht man ĂŒbrigens gut, warum man zwingend getrennte Hub- und AbstĂŒtzsysteme braucht. Irgendwann ist der Hydraulikkolben zu ende. Die 25cm Hubhöhe haben in noch keinem Szenario ausgereicht. Man âlegtâ die Last also in das StĂŒtzsystem â ĂŒbrigens eine gute Möglichkeit zu sehen, ob man sauber gearbeitet hat â und setzt am Hubsystem nach, indem man die StĂŒtze etwas ausfĂ€hrt und den Kolben wieder auf den Nullpunkt bringt. Es beginnt ein neuer Hubvorgang.
In diesem Fall war ein Hub von ca. 40cm ausreichend, um den PKW zu befreien. Die Tatsache, dass nur ein Hubsystem verwendet wurde, und dieser auch nicht mittig angebracht war, hatte keine Auswirkung: der Lift ging ausgesprochen sauber und gleichmĂ€Ăig.
Schritt 5: Rettung
Nun könnte man den PKW â auch mitsamt eingespannten RĂ€dern â mit einer Winde herausziehen und die eingeklemmten Insassen befreien. Nicht die sanfteste Methode, aber wir sind da mit dem Radlader ran – das Auto musste entsorgt werden. Trotzdem eine ziemliche Freude wenn man sieht, dass das ganze Konstrukt eigentlich wunderbar funktioniert hat!
Fazit
Erfreulicherweise hat man hier eine sehr gute Option, um mit schwierigen Objekten zu arbeiten â mit den Ketten kann abgesichert und angehoben werden. Diese Lage ist deutlich âeinfacherâ als ein Unterfahrunfall. Nicht zu vergessen jedoch, dass der Tankwagen leer war. Bei einem mit Diesel gefĂŒllten LKW wĂŒrde ich wesentlich mehr auf die Punktbelastung des Tanks achten bzw. diese verhindern. Und wĂŒrde der LKW komplett auf dem PKW liegen, die RĂ€der als ebenfalls in der Luft sein, so wĂ€re ein schneller Lift sicher nicht zu bewerkstelligen.
Wie auch immer, hiermit hat man immerhin eine Schublade mehr, aus der man eine elegante Lösung zaubern kann.
Tanker Big Lift
The goal of this experiment was the use of chains both for lifting and stabilising. Round vehicles such as tankers and concrete mixers pose their own problems, as it is almost impossible to find appropriate fixing points for stabilization and lifting â unless you have chains! On the positive side, concrete drums and tanks tend to be quite stable, more so than usual semi trailers with thin metal sheeting.
The struts are leaned against the truck, and chains are run underneath the tank to the truck frame. Forces are dispersed using an aramide reinforced neoprene pad, or simply a high pressure airbag (which is why you want to purchase some robust bags in the first place).
The lifting system is the same, plus a 10 ton hydraulic ram.
The five step process of lifting is: recon (what weight are we working with and where are the fixing points), stabilization, lowering and securing the car, lifting the truck and finally the rescue.
The entire process took approximately 40 minutes from start to end for me alone. A well trained crew of 6-8 could achieve this in 10 minutes flat.
Had the tank not been empty, this lift would habe been more difficult if not impossible. I would have been nervous about puncturing the tank, and the last thing you want is thousands of gallons of diesel pouring out!